ARCH+ features 35: Legislating Architecture
Was sind die Voraussetzungen, unter denen Architektur stattfindet? Von Planern und Entwerfern werden Regeln oft als unvermeidbar hingenommen, die man im besten Falle interpretieren könne. Kann man diese Regeln auch als Instrumente betrachten, nicht nur als Hindernisse? Wo liegen hier die Chancen? Der Diskussion darüber widmete sich ein international besetzter Abend im Berliner Kulturforum.
Der Sozialwissenschaftler und Unternehmensberater Markus Rosenthal verglich die Entwurfsmöglichkeiten von Berliner Architekten mit den Freiheiten der Kollegen in den USA, Großbritannien oder Frankreich. Die deutsche Politik habe noch nicht verstanden, dass Architektur in einem internationalen Kontext stattfinde. Der Dialog zwischen Politikern, Architekten und Investoren müsse daher dringend intensiviert werden.
Bauprojekte und Architektur, dies arbeitete Imke Mumm von der Technischen Universität München in ihrem Vortrag heraus, sind oft langanhaltende und fast immer tiefgreifende Eingriffe in die Gesellschaft. Daher wäre es zwingend notwendig, die Öffentlichkeit viel stärker als bisher in solche Projekte zu involvieren. Wo liegen eigentlich die Stellschrauben für größere planerische Freiheiten? Wo könnten Veränderungen ansetzen?
Der Berliner Architekt Frank Barkow betrachtet die baulichen Voraussetzungen als Herausforderung an den Architekten. Dieser müsse geeignete Technologien und Materialien finden, um sowohl Durchführbarkeit als auch öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Im zweiten Teil seines Vortrags ging Barkow auf seinen Umgang mit dem lokalen Bebauungsplans bei seinem Berliner Großprojekt „Hotel Estrel“ ein.
Die Inanspruchnahme und Besetzung des öffentlichen Raums durch Flüchtlinge war das Thema des Kurators und Architekturkritikers Jochen Becker. Die jüngsten Flüchtlingsproteste hatten in der Berliner Bevölkerung starken Rückhalt gefunden. Dieses „Recht auf Stadt“ verstand Becker als transnationale Aufgabe.
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