ARCH+ features 9: Clemens Weisshaar & Reed Kram
Mit ihren interdisziplinären Projekten verfolgen Clemens Weisshaar und Reed Kram eine technologisch avancierte und sehr architektonische Designpraxis. Darüber sprachen die beiden Designer mit der ARCH+-Redaktion anlässlich der Kölner imm in der Factory von Meiré und Meiré.

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Als „design on demand“ beschreibt Nikolaus Kuhnert, Chefredakteur der ARCH+, die Arbeit von Clemens Weisshaar und Reed Kram: Über die Aufgabe definiert sich das Arbeitsfeld, nur sie setzt Grenzen. Schon das erste gemeinsame Projekt des gelernten Schlossers und Designers Weisshaar und des Informatikers Kram war ein interdisziplinäres: das Prada Epicentre in New York, einer der ersten Flagshipstores weltweit, für das die beiden „in kürzester Zeit herausfinden mussten, wie die Zukunft funktioniert“.

Bild: Clemens Weisshaar, Reed Kram, Anh-Linh Ngo, ARCH+ (alle Fotos, wenn nicht anders angegeben: David von Becker)
Dafür bedienen sich Clemens Weisshaar und Reed Kram unter anderem bei der „physics simulation“ aus der Computerspiel-Technologie. Mittels dieser entstehen Entwürfe, die schon am Bildschirm „wie die echte Welt funktionieren“, erklärt Weisshaar. So lässt sich berechnen, wo im virtuellen Möbel welche Kräfte wirken und ob es den Anforderungen der realen Welt standhalten wird (Bild links). Daraus entstanden unter anderem die „breeding tables“, für die das Duo die „Gene eines Tisches definierte“ und verschiedene Formen sozusagen virtuell ausbrüten lässt - mit viel Ausschuss, aber auch mit völlig neuartigen Ergebnissen.

Foto: KRAM/WEISSHAAR
Clemens Weisshaar und Reed Kram gehen in Vollkontakt mit der Materie, wie sie sagen, und in sehr vielen Fällen existieren die Unternehmen gar nicht, die solche Entwürfe in die Realität umsetzen könnten. „You must know how to take things out of the computer again“, so Kram, und dazu gehört Flexibilität - und Mut: „We are taking unexploited potential from technology.“ Und das ist wörtlich gemeint: „Es ist spannend, zu sehen, was ein Laserschneider oder eine Stanzbiegemaschine wirklich können. Erst wenn man die comfort zone verlässt, wird es interessant“, so Weisshaar, und das gilt nicht nur für Designer: „Auch wenn die reale Schwelle auf dem Rückzug ist, wird es virtuell immer Schwellen geben, die es zu überwinden gilt.“

Bild: Gabriele Siedle im Gespräch mit Clemens Weisshaar
Einem breiten Publikum bekannt wurden Clemens Weisshaar und Reed Kram durch ihr Projekt für das London Design Festival 2010. Am Trafalgar Square installierten sie acht Industrieroboter, die von der Öffentlichkeit per Internet mit Botschaften beschickt werden konnten. Die Roboter schrieben die Texte mit Licht in den Himmel, Kameras zeichneten sie auf und schickten sie als Videodateien an die Adressaten zurück.

Foto: David Levene
Foto: Frank Stolle
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